Loading, please wait…

Foto: © Cirque du Soleil - Johannes Kirchherr

Von der Küche zur Kamera: Ein Gespräch mit Johannes Kirchherr

Ausgerechnet ein Burnout führte Johannes Kirchherr zu seiner wahren Leidenschaft: der Fotografie. In unserem Kurzinterview erzählt uns der Stuttgarter Absolvent, wie er seine Karriere in der Küche aufgab und sich für die geförderte Umschulung zum Foto- & Mediendesigner an der Deutschen POP entschied – und damit erfolgreich wurde.  

Vom Koch zum Fotografen – das klingt nach einer radikalen Umstellung. Wie kam es dazu? 
"Bis Ende 2017 war ich über zwei Jahrzehnte lang als Koch tätig. Zeitdruck und Stress gehören in dem Beruf mit zum Alltag. In so einem Umfeld kam irgendwann ein Nervenzusammenbruch. Nach einer kurzen Pause habe ich einfach so weitergemacht, doch leider war ein Burnout nicht mehr aufzuhalten."

Foto: © Selbstporträt - Johannes Kirchherr

Wie hast du nach deinem Burnout weitergemacht?  
"Ich war erst mal völlig orientierungslos. Also habe ich eine Auszeit genommen und wollte herausfinden, was ich wirklich will. Innerhalb des Jahres, in dem ich krank war, bin ich Feuer und Flamme für die Fotografie geworden. Mir wurde klar, dass ich ein gewisses Talent habe und mein Leben der Fotografie widmen will."

 

Wie hast du deinen Weg an die Deutsche POP gefunden?  
"Ich war bei einer Veranstaltung für Wiedereingliederungsmaßnahmen und habe mich informiert, welche Möglichkeiten es für mich gibt. So kam ich dahinter, dass die Rentenversicherung auch Umschulungen fördert. Wenn man beweisen kann, dass man eine Umschulung wirklich will, bekommt man positives Feedback. Ich habe mir meinen Weg selbst herausgesucht und der Rentenversicherung alle nötigen Unterlagen vorgelegt. Die Umschulung wurde bewilligt und ich konnte meinen Weg bei der POP antreten."

 

Einige Jahre später ist Fotografie dein Vollzeitjob. Wie sieht dein Alltag als Fotograf aus? 
"Ich bin auf Industrie- Corporate Fotografie, Events und Porträts spezialisiert, besonders Konzertfotografie macht mir Spaß, da ich auch Musiker war. Ich hatte bereits das Privileg, Größen wie Roger Waters und Silbermond zu fotografieren. Morgen darf ich den Cirque du Soleil in Zürich ablichten. Ein Teil meiner Arbeit wird durch eine Agentur vermittelt, daneben habe ich einige Dauerkunden. Wenn ich mal nicht fotografiere, besuche ich Messen, knüpfe Kundenkontakte, plane und bereite Shootings vor oder arbeite an meiner Website."

 

Was sind deine größten Herausforderungen im Job? 
"Bei der Auftragsfotografie sind oft Schnelligkeit und Perfektion gefragt. Bei einigen Konzerten, wie bei Roger Waters, bekommt man nur wenige Minuten Zeit zum Fotografieren. Ich muss also blitzschnell und fokussiert sein, um den perfekten Shot zu liefern. Man hat nicht ewig Zeit, verschiedene Dinge auszuprobieren. Mittlerweile bin ich aber so erfahren, dass die Shots intuitiv kommen und ich mich entspannen kann. Dann ist es manchmal noch schwierig, Beruf und Hobby voneinander abzugrenzen. Man muss eine Balance finden und sich Auszeiten nehmen - auch wenn man am liebsten den ganzen Tag nur mit Fotografie beschäftigt sein will."

Foto: © Harlem Globetrotters - Johannes Kirchherr

Wie entwickelst du dich selbst beruflich weiter?  
"Indem ich offen für Neues bin. Kürzlich habe ich mir zum Beispiel eine Drohne gekauft. Es wäre cool, auch in die Filmbranche einzutauchen, aber es ist nicht leicht, sich das selbst beizubringen. Zum Glück bin ich mit einem Videografen und ehemaligen Mitschüler stetig in Kontakt. Wir unterstützen uns gegenseitig und tauschen Fachwissen aus, wenn es gebraucht wird. 

Ansonsten finde ich auch KI sehr interessant. Vor ein paar Jahren musste man ewig lang an der Nachbearbeitung von Fotos sitzen und z.B. Dinge ausschneiden. Das kann die KI jetzt übernehmen, man muss nur noch fine-tunen. Viele fühlen sich durch KI bedroht, aber wenn man lernt mit ihr und nicht gegen sie zu arbeiten, erleichtert sie den Workflow und steigert die Produktivität. Ein Fotograf bringt Kreativität, Planung und Ideenreichtum mit - das kann eine KI nicht ersetzen."

 

Dein Tipp für angehende Absolventen oder Zögerer? 
"Seid offen und probiert viel aus. So sammelt ihr Erfahrung und orientiert euch, mit der Zeit findet ihr eure Nische. Und: Netzwerken! Man weiß nie, welche Kontakte oder Situationen zu neuen Aufträgen führen. Außerdem solltet ihr in gutes Equipment investieren. Zu guter Letzt: Nutzt staatliche Unterstützung und Weiterbildungsmaßnahmen, wenn es in eurem Fall möglich ist. Warum sollte man sich diese Möglichkeit entgehen lassen? Traut und vertraut euch, der Rest kommt von selbst."

 

Was sind deine Ziele für die Zukunft? 
"Eines meiner großen Ziele ist es, ein richtiges Porträt mit einem Weltstar oder einer großen Band zu machen und eine komplette Tourne fotografisch zu begleiten. Ein weiteres Ziel ist es Bilder zu schaffen, die von einer tiefen und großen Bedeutung sind. Also Bilder, die um die Welt gehen, Menschen erreichen, zum Nachdenken einladen und auch unschöne Dinge wie Missstände sehen lassen. Zuletzt möchte ich gern einmal eins meiner Bilder in der Tagesschau sehen."
 

Wir bedanken uns bei Johannes für das Interview und wünschen ihm auf seinem Weg weiterhin viel Erfolg. Ihr wollt mehr von Johannes sehen? Hier geht´s zu seinem Instagram und seiner Website